"Was ist eigentlich Hatha Yoga?"
„Derjenige, der unermüdlich Yoga in all seinen Aspekten übt, hat Erfolg – egal, ob er jung, alt, greisenhaft ist oder sogar krank oder schwach.“ (Hatha-Yoga-Pradipika I.64)
Das Wort Yoga kommt aus dem Sanskrit, der alten Sprache Indiens, und bedeutet "anschirren" oder "anspannen". Damit ist die ganzheitliche Verbindung von Körper und Geist gemeint.
Das Wort Hatha, ebenso Sanskrit, heisst übersetzt Kraft, Energie, Anstrengung.
Hatha Yoga ist eine energetische, ausgleichende Praxis für den Körper, die zusätzlich eine komplementäre Betonung auf die Ausbildung des Atems und des Geistes beinhaltet. Wenn man auf der Körperebene im Yoga arbeitet und zugleich den Geist zur Konzentration fördert und den Atem verlängert, vertieft man damit sein Gesamtbewusstsein und Wohlbefinden so, dass beides im Alltag immer mehr zum Wirken kommt.
Der Weg des Hatha Yoga verfolgt somit die Erhaltung von Gesundheit und Ausgeglichenheit auf körperlicher wie auf geistiger Ebene; beides wird als untrennbar angesehen. Er bildet eine ausgewogene Synthese aus Körperübungen (asana), bewusster Atmung (pranayama), Energiearbeit (sukshma vyayama, bandhas), Konzentrations- und Meditationsübungen (pratyahara, dharana) sowie ethischer Lebensführung (yama, niyama), die die Menschen in ihrer Gesamtheit ansprechen und sie darin unterstützen wollen, ihr volles Potential zu entfalten.
Hatha Yoga versteht sich immer als ein Energieyoga. Alle Techniken haben zum Thema, uns unsere Lebensenergie erfahren zu lassen und sie durch regelmässige Praxis ins freie, reine Strömen zu bringen. Dies hat eine beruhigende und klärende Wirkung auf Emotionen und Geist und wirkt unterstützend bei allem, was uns aus dem Gleichgewicht gebracht hat.
"Brauche ich für Yoga Vorkenntnisse oder eventuell körperliche Voraussetzungen?"
"Was macht Yoga mit mir?"
Viele Wirkungen von Yogaübungen sind empirisch und wissenschaftlich nachgewiesen worden:
Doch gibt es beim Yoga auch eine innere, nicht sichtbare Ebene, die nicht in Worten oder mit Belegen erklärt und bewertet werden kann. Diese sehr individuelle Ebene lässt sich nicht mit einem mentalen Konzept erfassen, sondern ist nur über eigene stetige Praxis erfahrbar. Und gerade das macht Yoga in unserer westlichen, leistungsorientierten Welt so wertvoll.
"Was ist der Unterschied zwischen Yoga und Gymnastik bzw. Fitnesstraining?"
Das wichtigste zuerst: Yoga ist nicht als Sportart zu verstehen.
Im Gegensatz zu den meisten gymnastisch-sportlichen Übungen werden Asanas (yogische Körperhaltungen) langsam ausgeführt, um das bewusste Nachfühlen der Bewegung zu ermöglichen. Nicht die Anzahl oder körperlichen Intensität der Übungen ist wichtig, sondern allein die Qualität der Durchführung. Die Zielsetzung im Yoga ist eine komplett andere als im gängigen Bewegungsbereich. Vor, zwischen und nach den Übungen soll eine Phase bewusster körperlicher und geistiger Entspannung eingehalten werden. Sinn und Zielsetzung der Asanas ist nicht das Umsetzen aufgestauter Energie und Spannung in Bewegung (das geht besser im Fitnesscenter oder beim Joggen), sondern eine Harmonisierung von Körper und Geist durch bewusste Wahrnehmung der körperlichen und geistigen Vorgänge sowie durch konzentrierte Bewegung und Entspannung.
Durch Yoga wird der Körper nicht ermüdet oder erschöpft, sondern im Gegenteil, er wird mit Energie aufgeladen, erholt und erfrischt. Während im Sport die körperliche Ebene im Vordergrund steht, wird im Yoga eine ganzheitliche Synergie von Körper und Geist angestrebt und verfeinert.